Gewerkschaften sind Arbeitnehmerorganisationen, die die Interessen der Beschäftigten vertreten und sich für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen einsetzen. Sie fungieren als kollektive Stimme für Arbeitnehmer und treten als Verhandlungspartner gegenüber Arbeitgebern auf.
Gewerkschaften setzen sich in verschiedenen Bereichen ein:
- Tarifverhandlungen: Sie verhandeln über Löhne, Arbeitszeiten und andere Arbeitsbedingungen.
- Rechtliche Vertretung: Sie unterstützen Mitglieder in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten, z. B. bei Kündigungen.
- Politische Interessenvertretung: Sie setzen sich für gesetzliche Veränderungen zum Schutz der Arbeitnehmerrechte ein.
- Soziale Absicherung: Gewerkschaften setzen sich für bessere soziale Sicherheitsnetze (z. B. Renten, Arbeitslosengeld) ein.
Geschichte der Gewerkschaften in Deutschland
Frühe Entwicklung (19. Jahrhundert)
- Industrielle Revolution: Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann in Deutschland eine massenhafte Zuwanderung in die Städte. Arbeiter litten unter schlechten Arbeitsbedingungen, langen Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen.
- Erste gewerkschaftliche Bestrebungen: In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bildeten sich erste Arbeitervereine, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Rechte der Arbeiter einsetzten.
- Repression und Verbot: In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs wurden Gewerkschaften oft unterdrückt, die Gründung von Arbeitervereinen war zeitweise illegal. Es gab jedoch auch immer wieder geheime Versammlungen und informelle Arbeiterbewegungen.
Gründung von Gewerkschaften (Ende 19. Jahrhundert)
- Bildung der ersten großen Gewerkschaften: Die Allgemeine Deutsche Arbeiterunion (ADAV) wurde 1863 von Ferdinand Lassalle gegründet. Sie legte den Grundstein für die spätere gewerkschaftliche Bewegung.
- 1875 wurde die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) gegründet, die sich später mit anderen sozialistischen Gruppen vereinigte.
- Erste gesetzliche Anerkennung: Im Jahr 1891 wurde das Gesetz über die Freiheit der Vereinigung erlassen, das es den Gewerkschaften ermöglichte, ihre Aktivitäten ohne staatliche Repressionen auszuüben.
Weimarer Republik und NS-Zeit (1918–1945)
- Erfolge in der Weimarer Republik: In der Weimarer Republik erlangten Gewerkschaften mit der Einführung des Sozialgesetzbuches und anderer Arbeitsmarktgesetze neue Rechte. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der 1949 wiedergegründet wurde, war in dieser Zeit ein wichtiger Akteur.
- Nationalsozialismus: Während der NS-Zeit wurden alle unabhängigen Gewerkschaften 1933 verboten und durch die Deutsche Arbeitsfront (DAF) ersetzt, die als Teil des autoritären Staates arbeitete und die Interessen der Arbeitgeber statt der Arbeiter vertreten sollte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und die Entwicklung der Gewerkschaften in Deutschland
- Wiederaufbau und Mitbestimmung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Gewerkschaften wieder zugelassen und erhielten durch das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) 1952 gesetzliche Rechte, die es den Arbeitnehmern ermöglichten, mit den Arbeitgebern über Arbeitsbedingungen zu verhandeln.
- DGB und Gewerkschaftsbewegung: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wurde 1949 gegründet und vereinte mehrere Einzelgewerkschaften. Er hat seither die Rolle einer zentralen Interessenvertretung der Arbeiter übernommen. Weitere Gewerkschaften, wie die IG Metall oder die Ver.di, repräsentieren spezifische Berufsgruppen.
Wozu dienen Gewerkschaften?
- Tarifverhandlungen und Arbeitsrechte:
- Die Gewerkschaften führen Tarifverhandlungen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dazu gehören Themen wie Löhne, Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche und soziale Sicherheit.
- Sie sind auch dafür verantwortlich, dass Arbeitsrecht durchgesetzt wird und stellen sicher, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.
- Rechtliche Unterstützung:
- Gewerkschaften bieten ihren Mitgliedern rechtliche Unterstützung, etwa bei Konflikten mit dem Arbeitgeber, Kündigungen oder bei der Geltendmachung von Ansprüchen aus Tarifverträgen.
- Politische Einflussnahme:
- Gewerkschaften setzen sich für politische Maßnahmen ein, die die Rechte von Arbeitnehmern stärken, wie etwa Besserstellung der Renten, Verkürzung der Arbeitszeit oder die Einführung von Arbeitslosengeld und Krankenversicherung.
- Schutz der Arbeitsplätze:
- Durch Mitbestimmung und Tarifverträge setzen sich Gewerkschaften dafür ein, Arbeitsplätze zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
- Betriebsräte und Mitbestimmung:
- Gewerkschaften unterstützen und fördern die Bildung von Betriebsräten und sind aktiv in der Mitbestimmung von großen Unternehmen und Konzernen, wie es in Deutschland im Mitbestimmungsgesetz festgelegt ist.
Wichtige Gewerkschaften in Deutschland:
- Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB): Der DGB ist der größte Dachverband der deutschen Gewerkschaften und umfasst viele Einzelgewerkschaften.
- IG Metall: Die größte Einzelgewerkschaft in Deutschland, die die Interessen der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie vertritt.
- Ver.di: Die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst und viele andere Bereiche, darunter Gesundheit, Bildung, Transport und Medien.
- IG BCE: Die Gewerkschaft für die chemische Industrie, Bergbau und Energie.
Zusammenfassung:
Gewerkschaften sind zentrale Akteure im Arbeitsmarkt und setzen sich für die Rechte der Arbeitnehmer ein. Sie haben eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht und viele wichtige gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland beeinflusst hat. Ihre Hauptaufgaben sind die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Vertretung der Interessen der Beschäftigten gegenüber Arbeitgebern und die politische Einflussnahme auf arbeitsrechtliche Themen.